Sie haben den ersten Schritt zum Titel gemacht und stehen im Finale. Germersheims Landesliga-Volleyballer greifen nach dem 3:0 (25:22, 25:14, 25:21) im Playoff-Halbfinal-Derby gegen den TSV Speyer III nach dem Titel. Was nach einem klaren Sieg aussieht, war aber doch ein Stück mehr Arbeit. Letztendlich brachten MVP Dominik Kuhn und die lautstarken Fans das Team auf die Siegerstrasse.
Schon deutlich vor Spielbeginn war die Halle mit einheimischen Fans gefüllt. Speyerer Fans waren trotz der Nähe nur vereinzelt in der Halle. Sicherlich hätten die jungen Gegner da noch mehr Unterstützung verdient gehabt. Die Anspannung war zu spüren. Das übertrug sich auch auf das Spielfeld und die Leistung der Teams. Das junge Gästeteam, noch mal deutlich jünger als die Gastgeber, spielte forsch und motiviert auf. Germersheim fand zu Beginn kaum statt und hatte keinen Zugriff aufs Spiel. Die platzierten und druckvollen Aufschläge der Speyerer Spieler bekamen die Mannen von Coach Dominik Betsch überhaupt nicht in den Griff. An einen geordneten Spielaufbau war nicht zu denken, auch weil die Nervosität vor einer überragenden Zuschauerkulisse vielleicht zu groß war. „Ich war vor dem Spiel eigentlich sehr entspannt, aber Mitte des 1. Satzes war ich so angespannt, dass bei mir kein Blut mehr aus den Adern gekommen wäre“ gab der Trainer seine Gefühlslage nach dem Spiel wieder. Speyer führte schnell mit 10:4 und zog unaufhaltsam zum 19:12 davon. Auf diesem Niveau hätte man eigentlich davon ausgehen sollen, dass Satz 1 erledigt ist. Doch dann schlug die Stunde von MVP Dominik Kuhn als er zum Aufschlag kam. Mit einer Aufschlagserie weckte er sein Team auf, die Fans Taten mit ihrer Stimmung das Übrige. Punkt für Punkt kam man heran und glich beim 20:20 aus. Speyer war nun sichtbar nervös und ihrerseits völlig aus dem Tritt geraten. Die Germersheimer Defensive stand gut und war der Ausgangspunkt für druckvolles Angriffsspiel. Auch der Block packte nun immer wieder dort zu, wo die sehr gut ausgebildeten Gegner ihn zuvor noch platziert vorbei- oder angeschlagen hatten. Auch die Auszeiten von Gästetrainer Ulrich Fischer brachten keine Wende. Der eingewechselte Constantin Garen beendete Satz 1 mit einem krachenden Angriff über den Block hinweg.
Nun war das Team hellwach und wurde durch die weit über 150 Fans in der Halle frenetisch angefeuert. In der Autobranche würde man sagen, dass der 10-Zylinder-Motor nun so richtig ins Rollen kam. Die Gastgeber zeigten, dass sie zurecht die Favoritenrolle fürs Halbfinale inne hatten. Mit einer geschlossenen Teamleistung fegten sie im 2. Satz über die Gegenwehr der Gäste hinweg. Über 3:0, 11:6 und 14:8 baute Germersheim die Führung aus, ehe die nächste 11:6-Serie die 2:0-Führung brachte. In dieser Phase gab es kein Spielelement, dass nicht funktionierte und es so den Gastgebern ermöglichte, auch mal zu zaubern.
Vor dem 3. Satz wechselte Dominik Betsch durch und brachte mit Paco Pelegri und Dmytro Lukianov zwei neue Aussenangreifer. Beide fügten sich nahtlos ins Spiel ein und zeigten, dass sie mehr als nur Ersatzspieler sind. Speyer warf im 3. Satz noch mal alles in die Waagschale. Auch wenn sie selbst beim Gewinn der Playoffs nicht hätten aufsteigen dürfen – die 2. Mannschaft spielt in der Oberliga – zeigten sie nochmal ihr Können und boten den Germersheimern Paroli. Doch angeführt vom bärenstarken MVP Dominik Kuhn und einem gut aufgelegten Zuspieler Felix Kühner ließen die Hausherren nichts mehr anbrennen.
„Ich bin erstmal froh, dass wir gewonnen haben und eine geschlossene Mannschaftsleistung gezeigt haben. Ausschlaggebend war für mich heute unsere Aufholjagd im 1. Satz und definitiv unser heutiger MVP“ gab der sichtlich erleichterte Trainer Betsch kurz nach Abpfiff seine Gefühlslage wieder.
Dominik Kuhn – von seinen Mitspielern mehrfach als MVP auserkoren – war nach Spielende einfach nur glücklich: „Speyer hat uns am Anfang echt gut unter Druck gesetzt, aber wir haben Moral bewiesen und uns gut zurückgekämpft. Die Stimmung heute war einfach nur Hammer.“ strahlte der äußerst zufriedene Diagonalangreifer nach dem Spiel über das ganze Gesicht.
Nun geht es am übernächsten Wochenende im Finale gegen die TG Konz. Die Moselstädter gewannen das erste Halbfinale am Samstag klar mit 3:0 gegen TuS Gensingen und sind nun Gastgeber für das große Finale um den Titel und das kleine Finale um Platz 3. An welchem Tag und vor allem in welcher Halle die Spiele stattfinden werden, ist noch offen. Die Gastgeber müssen erst mal prüfen, in welcher Halle sie spielen können, da ihre eigentliche Spielstätte derzeit nicht zur Verfügung steht. Egal in welcher Halle, die Germersheimer werden sicherlich alles geben, um das Finale zu gewinnen und sich den großen Traum vom Aufstieg zu erfüllen.
Fotos: Alexander Zinser